17 Wohnungen sind bald bezugsfertig
Besichtigung der neuen städtischen Häuser im Schelmenholz – Nachbarn hatten im Vorfeld auf weniger Stockwerke gedrängt
Winnenden.
Bei der Baustellentour mit Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth am vergangenen Samstag waren die kürzlich erst fertiggestellten vier Häuser mit 17 Wohnungen an der Forchenwaldstraße im Schelmenholz eine Station. Er moderiert sie mit einem angesäuerten Unterton an: „Jetzt kann man gucken, wie ihre Höhe wirkt“, sagt er. Weil er die von Nachbarn geführten und von einigen Gemeinderäten übernommenen „Riesendiskussionen mit teils wirren Äußerungen“ noch ziemlich frisch und negativ in Erinnerung hat. Die Nachbarn wohnen in Bungalows, doch auf der anderen Seite ihrer Häuser sind ebenfalls höhere Mehrfamilienhäuser. Dieser Mix ist typisch für das Schelmenholz.
Stadtrat Christoph Mohr: „Wir haben Platz verschenkt“
Die Proteste und Befürchtungen führten jedoch letztlich dazu, dass der Eigenbetrieb Stadtbau nur zweigeschossig gebaut und damit auf dringend benötigte Wohnungen verzichtet hat. Letztlich wäre auch das Bauen selbst wirtschaftlicher gewesen. Holzwarth ermunterte nun die Gäste der Tour – interessierte Bürger, einige Gemeinderäte, aber auch Vertreter von Jugendgemeinde- und Seniorenrat sowie die Presse -, sich das Objekt anzuschauen. Es klang wie eine Aufforderung an die gesamte Nachbarschaft bis hin zur Straße Körnle auf der anderen Seite des Schelmenholz’, wo auch bereits ein Anwohner Klage gegen die Höhe der bis zu achtstöckig geplanten Häuser eingereicht hat und wo viele weitere die Reduzierung der Stockwerke fordern.
„Welche Höhe ist verträglich? Jetzt und hier kann man abstrahieren“, schlägt OB Holzwarth vor. Er, viele Gemeinderäte und die Grundstücksverwalter hofften angesichts der Knappheit von bezahlbaren Wohnungen, dass an der Stelle 20 oder 24 Wohnungen entstehen könnten. Gebaut wurden schließlich nur 17. Stadtrat Christoph Mohr (ALi) spricht klar aus, was er denkt: „Wir haben Platz verschenkt. Ich habe mich sogar für zwei Stockwerke mehr verkämpft.“ Die Mehrheit hat ihn und ein paar Gleichgesinnte überstimmt und hat sich für die kleinste mögliche Variante entschieden.
Dezente, helle Farben an der Fassade, Häuser schmiegen sich in die Kurve
Tatsächlich wirken die neuen Häuser vorne am Straßenrand nun klein und mit ihren zwei Stockwerken fast gedrungen, obwohl man sich ihnen von der Forchenwaldstraße bergauf von unten nähert. Außerdem sehen sie schick und modern aus mit ihren ummantelten Balkonen, in ihrer Verkleidung aus hellen Faserzementplatten in zwei Farbtönen, und wie sie sich in den Halbkreis der Straße schmiegen. Das Winterbacher Architekturbüro Bloss und Keinath hat die Häuser geplant, eine breite Treppe führt vom Buchenhain hinauf in einen Innenhof, von dem aus Wohnungen sowie ein kleiner Sandkasten und ein Rasen zugänglich sind.
In den Wohnungen sind laut dem Leiter des Grundstücksverwaltungsamts, Ralf Köder, noch ein paar Restarbeiten zu erledigen, so dass voraussichtlich ab Oktober nach und nach die Bewohner einziehen können. „Wir haben eine Warteliste mit etwa 100 Partien“, sagt Ralf Köder. „Unser Ziel ist, dass die Mieter zueinander passen.“ Es gebe diverse Kriterien für die Belegung. Dadurch, dass nur zwölf der 17 Wohnungen öffentlich gefördert sind und demnach ein Drittel unter der Marktmiete vergeben werden müssen, ist die Stadt bei der Belegung flexibler, als wenn alle gefördert würden. In diesem gemischt-sozialen Wohnen können auch mal Leute unterkommen, die vom Einkommen her gerade so keinen Wohnberechtigungsschein mehr bekommen, aber dennoch keine Wohnung
auf dem freien Markt bezahlen können.
Kirchengemeinde überlässt ihr Grundstück der Stadt
Von den hinteren beiden Häusern aus ist der Blick frei bis zum Maximilian-Kolbe-Haus und seinem Kindergarten. Die Nähe zum katholischen Gemeindehaus ist nicht zufällig. Die Kirchengemeinde hat beschlossen, der Stadtbau das verwilderte Grundstück in Erbbaupacht zu überlassen. Die Pläne, dort einmal das Gemeindezentrum erweitern zu wollen, erschienen den Entscheidern für die nächsten 99 Jahre nicht realistisch. Zwei Bedingungen formulierte der Kirchengemeinderat für die günstige Überlassung des Grundstücks: Es sollen Sozialwohnungen entstehen, und es soll eine Garage für die Einsatzfahrzeuge der Hilfsorganisation Malteser mitgebaut werden.
Gesagt, getan. Die Garage schließt an die Tiefgarageneinfahrt der Wohnhäuser an und passt sich mit einem Flachdach und dem anthrazitfarbenen Tor an die Wohnhäuser (und die Farbe ihrer Fensterrahmen) an. „Wir vermieten sie an die Malteser zu denselben Kosten, die andere Rettungsdienste an die Stadt zahlen“, sagt OB Holzwarth bei der Führung, ein ähnliches Verhältnis bestehe schon mit dem Deutschen Roten Kreuz.
Ein Ensemble für 4,3 Millionen Euro
Kosten Der Bau mit Tiefgarage, Malteser-Garage, Nebenräumen im Keller und 17 Wohnungen hat 4,3 Millionen Euro gekostet.
Wohnungsgrößen Die Ein- bis Fünfzimmerwohnungen sind 25 bis 100 Quadratmeter groß. Die Gesamtwohnfläche bewegt sich zwischen 1700 und 1800 Quadratmeter.
Lüftung Um Schimmel in den gut gedämmten Häusern vorzubeugen, sind hier auch Wohn- und Schlafzimmer automatisch und permanent belüftet, nicht nur Bad und Küche.
Heizung Die Wohnungen haben Fußbodenheizungen, die Energie liefert die Fernwärmezentrale im Schelmenholz. „Dafür mussten Leitungen aus dem brachliegenden Grundstück heraus- und in die Straße hineinverlegt werden“, sagt Bauamtsleiter Klaus Hägele. Dort sollen Versorgungsleitungen immer liegen, das macht Sinn, hat in dem Fall aber die Baukosten erhöht.
Altlasten Ebenfalls teuer war die Entsorgung des arg fluoridhaltigen Bodens. „Das ist ein natürliches Vorkommen, aber der Gehalt war so hoch, dass wir den Aushub als Sondermüll deklarieren mussten“, so Hägele.
Glasfaser Die Wohnungen sind allesamt ans neueste Breitbandnetz angeschlossen.
Blick auf zwei der vier neuen Wohnhäuser vom Buchenhain aus. Rechts ein Teil der Garage für Malteser-Fahrzeuge. Fotos: Schneider Baustellentour: Auf Station im Hof zwischen den vier neuen Häusern an der Forchenwaldstraße. Klaus Hägele (schwarzes Hemd) erklärt, OB Holzwarth (weißes Hemd) und Heinz Dengler (blaues Hemd) vom Seniorenrat hören zu. Die Räume sehen gut aus mit ihren dunklen Laminat-Böden und den weißen Wänden.
(Auszug-Zeitungsartikel. Winnender Zeitung 13.08.2021)